Gut besuchte Podiumsveranstaltung des „Aktionsb?ndnisses Volme-Aggerbahn“ in der Stadthalle. Stadt will Fl?chen in Scherl f?r m?glichen G?terumschlag sichern

MEINERZHAGEN (AS) Ganz sch?n unter Dampf standen die sieben Teilnehmer der Podiumsdiskussion, die am Dienstagabend in der Stadthalle das Thema „Reaktivierung der Bahnverbindung Br?gge-Gummersbach – eine Chance auch f?r innovativen G?terverkehr auf der Schiene“ er?rterten. Ausgerichtet vom Aktionsb?ndnis Volme-Aggerbahn, unterst?tzt von der MZ und moderiert von Lokalchef Horst vom Hofe, trafen die mit gro?em Engagement vorgetragenene Beitr?ge auf ein erkennbar sachkundiges Publikum. Von den rund 80 Zuh?rern, darunter Kommunalpolitiker wie die B?rgermeister von Kierspe, Gummersbach und Halver, sowie Unternehmer und interessierte B?rger, brachten sich etliche mit Wortmeldungen in die Diskussion ein.

Dabei ging es nicht mehr um das „Ob“, sondern nur noch um das „Wann“ und „Wie“ die Bahn kommt. In der Zielsetzung waren sich alle einig. Das Eisenbahnbundesamt baue zwar H?rden auf, klagten die Pragmatiker. Bahn AG-Pressesprecher Manfred Pietschmann sah die Bremser aber woanders. Er redete Tacheles: „Die Flaschen sitzen im Bundestag!“

„111 Jahre ist es her, dass das Volmetal an das Schienennetz angeschlossen wurde“, erinnerte Diskussionsleiter Horst vom Hofe. „Das hatte Firmengr?ndungen zur Folge und Zukunftsperspektiven.“ Die sieht das aus Fahrgast- und Umweltverb?nden, Eisenbahnbetrieben und Wirtschaftsunternehmen 1999 gegr?ndete Aktionsb?ndnis noch heute, weshalb dessen Vertreter Olaf Peters den Einsatz von MdL Gerd Wirth f?r die Sache besonders w?rdigte. Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion sieht im „starken Wirtschaftsraum Oberes Volmetal/Oberbergischer Raum“ die f?r eine Reaktivierung der Strecke n?tigen Voraussetzungen gutachterlich best?tigt: „Die Wirtschaftlichkeit ist gegeben, das Vorhaben wird priorit?r behandelt.“ Eine erhebliche Steigerung hinsichtlich Mobilit?t und Individualverkehr, die mit einer Zunahme um 60 Prozent beim G?terverkehr noch dramatischer ausfalle, sei in der Zukunft auch f?r das hiesige Einzugsgebiet mit rund 60 000 Menschen zu erwarten. Ausschlaggebend f?r Akzeptanz und Nachfrage beim Schienenverkehr seien aber das Preis-Leistungsverh?ltnis und die Zuverl?ssigkeit.

„Bis Marienheide f?hrt sie schon“, sieht Manfred Pietschmann, Pressesprecher der Deutsche Bahn AG, den Anfang gemacht. Die Regionalstrecken, wolle man sie „am Netz behalten“, m?ssten durch Modernisierung produktiver gemacht werden. Man unterliege Wettbewerbszw?ngen. F?r Erneuerungen bed?rfe es pr?ziser Vorgaben und einer politischen Weichenstellung. Es gelte, die Marktwirtschaft im Verkehr einzuf?hren. „Ganz Europa droht der Verkehrsinfarkt“, so der Fachmann. „Wir brauchen eine andere Verkehrspolitik.“

„Wir haben ein gro?es Interesse daran, unsere kommunale Infrastruktur zu verbessern“, betonte B?rgermeister Erhard Pierlings. Intelligente Angebote seien vonn?ten, um Schiene und Stra?e zusammenzubringen. Meinerzhagen habe das Speditionsgewerbe schwerpunktm??ig angesiedelt; da habe eine Firma sogar selbst einen Gleisanschluss realisiert. „Wir sind mit der Bahnfl?chenentwicklungsgesellschaft in Kontakt, um als Kommune in Scherl Fl?chen zu erwerben und diese f?r innovative G?terumschlagstechniken bereitstellen“, so Pierlings.

Wolfgang J. Reese, Regionalbereichsleiter f?r „Railion Deutschland“, Ladungsverkehr, stellte das Unternehmen als Spedition („haben Schenker gekauft“) mit eigener Eisenbahn vor und bis 2015 eine Verdoppelung der Tonnen-Kilometerleistung in Aussicht. Zunehmen w?rden auch die Transportweiten. „Wir fahren noch bis Krummenerl und Scherl, solange noch wie wir die Kunden dort haben“, f?hrte er beispielhaft daf?r an, dass die Mengen entscheidend sind. In einer Kombination der „arteigenen Vorteile“ von Lastwagen und G?terbahn liege „die Chance des Verkehrs“; mit Hagen als Containerumschlagplatz. Man m?sse „mit der ans?ssigen Wirtschaft vern?nftig reden k?nnen“.

Norbert Schilff, Betriebsratsvorsitzender DB-Regionalnetz Bergisch-M?rkisches Land, Transnet, erkl?rte, dass es in eben diesem Bereich nur Nebenstrecken gebe, „wo sich 80 Jahre nichts getan hat“. In den letzten 25 Jahren gebe es bei der Bahn nur R?ckzug; „200 000 Stellen wurden abgebaut, wenngleich sozialvertr?glich.“ Der Gewerkschafts- und Arbeitnehmervertreter begr??te die Reaktivierung des Personen- und G?terverkehrs, wobei eine Aufteilung in regional und ?berregional sinnvoll sei. „Mehr Arbeitspl?tze wird es bei der Bahn aber nicht geben, eher weniger.“ Er forderte den „Wettbewerb zu fairen Bedingungen, die f?r alle gelten. Wildwest bei der Bahn, mit uns nicht!“ Rolf Schupp, Gesch?ftsf?hrer H-Bahn-Gesellschaft, sah Meinerzhagen-Scherl als den von ans?ssigen Unternehmen gew?nschten Umschlagplatz f?r G?ter und die Vollautomatisierung als Zukunftstechnik der G?terbahn: „Vom Cargo Sprinter zum Cargo Mover, also fahrerlos.“

„Wir brauchen Schienen und Anschl?sse, wir brauchen sie jetzt, wir k?nnen nicht mehr warten“, richtete Gummersbachs B?rgermeister Paul Gerhard Schmitz den dringenden Appell an die Akteure. „Die Gegner werden das bis sp?testens 2012 merken, wenn sie nur noch im Stau stehen.“

Die Eisenbahnverbindung Gummersbach-Br?gge, somit bis nach K?ln, werde bis sp?testens 2006 „stehen“, so die Prognosen. Warum geht’s nicht schneller?

Den Einwand, die Bahn?berg?nge zu beschranken erfordere ein langes Procedere, lie? Pierlings nicht gelten. Baudezernent Gerd Schriever f?hrte aus: „Wir sind l?ngst im Gespr?ch mit den privaten Eigent?mern, wir k?nnen das forcieren.“ Die eingleisige Streckenf?hrung erm?gliche durchaus eine parallele Abwicklung von Personen- und G?terverkehr, stellte Erhard Pierlings klar. Und konkrete ?berlegungen gebe es bereits zum Stellplatzangebot der Firma Fuchs sowie zum Parkplatzbedarf potentieller Bahnkunden. „Wir w?ren nicht in Meinerzhagen, wenn wir uns dazu nicht schon konkrete Gedanken f?r eine bedarfsgerechte L?sung gemacht h?tten.“

Quelle: M?rkischer Zeitungsverlag